Es gibt Orte, die sind so besonders, dass man sie nicht einfach besucht – man erarbeitet sie sich. Die Erzherzog-Johann-Hütte auf 3.454 Metern ist so ein Ort. Die höchstgelegene Schutzhütte Österreichs thront auf der Adlersruhe, direkt am Gipfelaufbau des Großglockners. Wer hier oben steht, hat sich jeden Meter verdient.
Ein Stück Alpingeschichte
Die Geschichte dieser Hütte reicht weit zurück. Schon im Jahr 1800 wurde hier ein erster Unterstand errichtet – damals im Auftrag des Fürstbischofs von Gurk, Graf Salm, der die Erstbesteigung des Großglockners organisierte. Der Österreichische Alpenklub (ÖAK), gegründet 1878, erwarb ein Jahr später das Grundstück und eröffnete am 18. August 1880 die heutige Hütte. Benannt ist sie nach Erzherzog Johann von Österreich, einem leidenschaftlichen Förderer des Alpinismus.
Seitdem wurde die Hütte mehrfach erweitert und saniert – 1891, 1895-1898, 1907, in den 1920er-Jahren und zuletzt 2016. Der urige Charme aber blieb erhalten. Heute ist sie die einzige Hütte des Österreichischen Alpenklubs.
Die Lage: Wo Kärnten und Tirol sich treffen
Die Hütte steht mitten im Nationalpark Hohe Tauern, genau auf der Landesgrenze zwischen Tirol und Kärnten. Die Grenzlinie verläuft quer durch das Gebäude – beim Frühstück sitzt man möglicherweise in zwei Bundesländern gleichzeitig.
Von der Adlersruhe aus hat man einen überwältigenden Blick auf die umliegende Gletscherwelt. Bei Sonnenaufgang, wenn das erste Licht den Großglockner in Rosa und Gold taucht, versteht man, warum Menschen diesen beschwerlichen Aufstieg auf sich nehmen.
Zugänge: Nichts für Sonntagsspaziergänger
Eines gleich vorweg: Alle Zustiege zur Erzherzog-Johann-Hütte sind Gletschertouren. Sie erfordern entsprechende Ausrüstung (Steigeisen, Pickel, Seil, Gurt), alpine Erfahrung und idealerweise einen Bergführer.
Von Kals / Lucknerhaus (Osttirol) – der klassische Weg: Vom Lucknerhaus (1.918 m, Mautstraße ab Kals am Großglockner) führt der Weg durch das Ködnitztal zur Lucknerhütte und weiter zur Stüdlhütte (2.802 m). Von dort geht es über das Ködnitzkees und den teilweise versicherten Mürztalersteig (Klettersteig, Stelle C) zur Hütte. Gehzeit: etwa 5 bis 5,5 Stunden, rund 1.500 Höhenmeter.
Von Heiligenblut / Franz-Josefs-Höhe (Kärnten): Die Franz-Josefs-Höhe (2.312 m) erreicht man über die Großglockner-Hochalpenstraße. Der Anstieg führt über den Pasterzengletscher und das Hofmannskees. Gehzeit: etwa 5 bis 6 Stunden. Dieser Weg ist Teil des Kärntner Normalwegs auf den Großglockner.
Anfahrt mit dem Auto:
- Von Osttirol: Über Lienz nach Huben, dann Richtung Kals abbiegen und bis zum Lucknerhaus (Mautstraße)
- Von Kärnten: Über Heiligenblut auf die Großglockner-Hochalpenstraße bis zur Franz-Josefs-Höhe (mautpflichtig)
Mit der Bahn: Mit dem Zug bis Lienz, von dort mit dem Bus nach Kals am Großglockner und weiter zum Lucknerhaus.
Öffnungszeiten 2025
Die Hütte ist saisonal bewirtschaftet:
Sommer 2025: 13. Juni bis 5. Oktober
Im Winter ist die Hütte geschlossen – die Belieferung mit Wasser und Lebensmitteln wäre in dieser Höhe nicht möglich. Für Notfälle steht ein unversperrter Notraum an der Ostseite bereit.
Wichtig: Übernachtung nur mit Reservierung! Anmeldung per E-Mail an info@erzherzog-johann-huette.at
Übernachten auf 3.454 Metern
Die Hütte bietet etwa 120 Schlafplätze im Matratzenlager sowie wenige Zimmer (zwei Doppelzimmer und ein 5-Bett-Zimmer). Da die Zimmer rar sind, kann ein Zimmerplatz nicht garantiert werden – frühzeitige Reservierung ist Pflicht.
Preise (Richtwerte):
- Matratzenlager Mitglieder alpiner Vereine: ca. 14 €
- Matratzenlager Nichtmitglieder: ca. 21 €
- Halbpension (Lager + Abendessen + Frühstück) Mitglieder: ca. 40 €
- Halbpension Nichtmitglieder: ca. 47 €
- Kinder/Jugendliche: reduzierte Preise
Wichtige Hinweise:
- Hüttenschlafsack ist Pflicht (kann gegen Gebühr ausgeliehen werden)
- Keine Waschgelegenheiten – auf dieser Höhe gibt es keine Trinkwasserquelle, Wasser wird in Kanistern mit der Materialseilbahn hochgebracht
- Trinkwasser kann in der Hütte gekauft werden
- Bergschuhe dürfen nicht in die Schlafräume – Hüttenschuhe stehen bereit
Was auf den Teller kommt
Trotz der extremen Lage wird hier ordentlich gekocht. Die Küche ist traditionell und kräftig – genau das, was man nach einem langen Aufstieg braucht.
Auf der Speisekarte finden sich Kaspressknödelsuppe, Osttiroler Schlipfkrapfen (Teigtaschen mit Kartoffelfülle – eine regionale Spezialität), Rindsgulasch, Spaghetti und natürlich hausgemachte Mehlspeisen wie Kaiserschmarrn und Apfelstrudel. Eine Brettljause gibt es ebenfalls.
Zu trinken gibt es neben Wasser auch Tee, Kaffee, Bier und andere Getränke.
Der Großglockner ruft
Der Hauptgrund, warum Menschen zur Erzherzog-Johann-Hütte aufsteigen: der Großglockner. Mit 3.798 Metern ist er der höchste Berg Österreichs – und von der Hütte aus in nur 1,5 bis 2 Stunden erreichbar.
Der Normalweg führt über die Glocknerscharte zwischen Klein- und Großglockner. Die Schlüsselstelle ist ausgesetzt, der Fels am Gipfelaufbau wird mit UIAA-Grad I+ bewertet. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und alpine Erfahrung sind Voraussetzung – oder ein Bergführer.
Viele nutzen die Hütte auch als Zwischenstation beim Abstieg von anspruchsvolleren Routen wie dem Stüdlgrat oder der Pallavicini-Rinne.
Das sollte man wissen
- Ausrüstung: Gletscherausrüstung zwingend erforderlich (Steigeisen, Pickel, Seil, Gurt, Helm)
- Mobilfunk: Kein Empfang – Kommunikation vorher klären!
- Wetter: Kann auf dieser Höhe schnell umschlagen – Wetterbericht beachten
- Akklimatisierung: Die Höhe (3.454 m) ist nicht zu unterschätzen – bei Symptomen der Höhenkrankheit absteigen
- Hunde: Nur nach vorheriger Absprache
- Hüttenwirt: Toni Riepler, staatlich geprüfter Berg- und Skiführer
Kontakt
Erzherzog-Johann-Hütte (Adlersruhe)
9981 Kals am Großglockner
Tel.: +43 4876 8500
Mobil: +43 664 125 1041
E-Mail: info@erzherzog-johann-huette.at
Web: www.erzherzog-johann-huette.at
Lat/ Lng: 47.070033, 12.701533
Die Erzherzog-Johann-Hütte ist kein Ausflugsziel – sie ist ein Abenteuer. Wer den langen Weg auf sich nimmt, wird belohnt: mit einem Sonnenaufgang über den Hohen Tauern, mit dem Gefühl, dem Himmel ein Stück näher zu sein, und vielleicht mit dem Gipfel des höchsten Berges Österreichs. Manche Dinge im Leben muss man sich verdienen. Der Großglockner gehört dazu.